Ein sehr häufiges Problem bei Hunden und Katzen sind Giardien. Es sind keine Würmer im klassischen Sinne, sondern einzellige, für das bloße
Auge so gut wie unsichtbare Darmparasiten, die sich an die Darmschleimhaut setzen und von dort aus großen Schaden anrichten können.
Giardien kommen leider in sehr vielen Tierhaltungen vor. Diese Parasiten sind infektiös, vermehren sich leicht und sind aufwändig in der Bekämpfung. Es ist ein leider weit verbreiteter Irrtum,
dass diese Parasitenform aus dem Ausland „eingeschleppt“ wird. Sie finden Giardien im In- und Ausland, bei Züchtern, in Tierheimen, bei großen Tierbeständen auf kleinem Raum und in der privaten
Haustierhaltung. Unhygienische Zustände unterstützen die Vermehrung dieser Parasiten zusätzlich.
Das muss bedauerlicherweise mit einem eindeutigen „Ja“ beantwortet werden.
Giardien befallen sehr viele Tierarten, kommen unter anderem bei Hunden, Katzen, Vögeln, Reptilien, vielen Arten von Nagetieren und nicht zuletzt auch beim Menschen vor. Eine Übertragung unter
den Tierarten ist möglich, ebenso die Weitergabe der Parasiten von Tier zu Mensch und auch umgekehrt.
Um andere Lebewesen zu befallen, umgeben sich jeweils zwei Giardien mit einer schützenden Hülle und lassen sich über den Kot ausscheiden.
Durch diese Hülle sind sie tage- bis wochenlang geschützt, bevor sie vom neuen Wirt aufgenommen werden.
Dies kann z.B. passieren über
- verschmutztes Wasser/Wassernäpfe
- kontaminierte Nahrungsmittel
- Schnüffeln und auflecken/fressen von Kot
- Benutzen von befallenen Katzentoiletten
- verschmutzte Schuhe, mit denen unbemerkt Kot in die Wohnung getragen wird
Die infektiösen Parasiten bleiben in feuchten Böden bis zu sieben Wochen ansteckend, in kühlem Wasser (4 °C) bis zu drei Monate, wobei sie unter optimalen Bedingungen sogar mehrere Monate
lebensfähig bleiben können.
Laut Forschungen werden hauptsächlich junge Tiere bis zu 2 Jahren von Giardien befallen, allerdings spielt unserer Erfahrung nach das Alter eine sehr untergeordnete Rolle. Leider gibt es in jeder
Altersstufe Tiere, die mit diesem Darmparasit befallen sind.
Diese Darmparasiten verursachen nicht immer gleich gesundheitliche Einschränkungen. Viele Tiere haben eine gewisse Anzahl an Giardien in sich,
kommen aber sozusagen mit ihnen zu recht, scheiden allerdings im Kot ständig welche aus.
Erst wenn diese Parasiten durch verschiedenste Auslöser die Überhand bekommen, werden sie zum Problem. Oft erkennbar durch schleimigen, extrem stinkendenDurchfall in gelblicher Farbe mit
cremig-wässriger Konsistenz – tageweise sehr unterschiedlich, manchmal mit Blut im Kot. Einfache Durchfallbehandlungen schlagen nicht an, der Kot wird durch Darmdiät nicht langfristig fester und
das Tier fühlt sich auch nach eingehender Behandlung der Symptome nicht besser. Giardien schwächen durch ihren Zugriff auf den Darm das Tier insgesamt. Das Fell wird schlecht, Bauchweh tritt auf,
evtl. Abmagerung, dem Vierbeiner geht’s insgesamt einfach nichtgut.
Nachweisbar können Giardien am besten im Kot gefunden werden. Weil diese Parasiten nicht täglich und nicht immer in gleicher Konzentration ausgeschieden werden, sollten Sie sicherheitshalber min.
drei Tage lang Kot sammeln und dann beim Tierarzt zur Untersuchung abgeben. Hierbei ist zu beachten: Ein negativer Test schließt einen Giardienbefall nicht sicher aus, da eben möglicherweise zum
Testzeitpunkt gerade keine Giardien ausgeschieden wurden. Oft ist es deshalb sinnvoll, den Test zu einem anderen Zeitpunkt zu wiederholen.
Giardien sind äußerst hartnäckige Mitbewohner, die gezielt und vor allem sehr korrekt medizinisch behandelt werden müssen damit das Tier
sicher davon befreit wird. Für die Behandlung von Giardien gibt es verschiedene Medikamente, die Ihnen Ihr Tierarzt nennen und individuell auf Ihr Tier abstimmen wird (z.B. Panacur, Metronidazol,
Metrobactin, Spartrix). Die Medikamente müssen Sie sehr genau nach Anweisung verabreichen. Übliche Entwurmungsmittel helfen nicht!! Giardien können sich in die Gallengänge zurückziehen und sind
dort für die Medikamente oft nicht erreichbar. Deswegen muss der erste Behandlungszyklus wiederholt werden und manchmal ist die Therapie deshalb sehr langwierig.
Giardien greifen die Darmflora der Wirtstiere an, die Verdauung ist gestört. Dazu kommt, dass die genannten Medikamente ebenfalls die Darmflora angreifen. Eine Diätmit faserreicher Nahrung ist
dringend anzuraten, kohlenhydratreiches Futter verstärkt die teilweise blutigen Durchfälle. Durch die zusätzliche Gabe von Aufbaumitteln für den Darm (z.B. Flohsamenschalen, Symbiopet, Darmflora
plus von Dr. Wolz, homöopathische Mittel) kann man versuchen, die Darmflora wieder zu regenerieren. Bei Hunden sollten Sie bei jedem Gassigang den ausgeschiedenen Kot komplett einsammeln (am
besten mit dem darunter befindlichen Grund) damit sich andere Hunde nicht anstecken können.
Bei Katzen empfehlen wir, während der gesamten Behandlungsdauer die Katzentoiletten täglich komplett zu entleeren, mit kochend(!) heißem Wasser zu reinigen (Schaufel ebenfalls!) und anschließend
mit frischer Streu zu befüllen. Außerdem sollten Sie rund um die Katzentoilette Zeitungspapier auslegen, das jeden Tag erneuert wird. Dadurch wird Ihnen die tägliche Reinigung des Bodens direkt
um die Toilette herum erleichtert, da immer etwas Kot beim Zuscharren an den Pfoten haften bleiben kann und der infizierte Kot so nicht im ganzen Zimmer verteilt wird. Giardien sind gegen jedes
handelsübliche Desinfektionsmittel immun, am sichersten hilft Hitze! Deshalb mit kochendem Wasser desinfizieren und den Boden rund um die Toiletten mit einem Dampfstrahler säubern. Die Flächen
sollten nach der Reinigung gut abgetrocknet werden, da Giardien feuchtes Milieu bevorzugen.
Bei Hunden und Katzen sollten ebenfalls täglich die Futter- und Wasserschüsseln mit kochendem Wasser gesäubert werden, denn auch hierüber können sich Giardien verbreiten. Zimmerbrunnen sollten
während des gesamten Behandlungszeitraumes nicht verwendet werden.
Die Liegeplätze/Decken/Körbchen müssen ebenfalls bei hohen Temperaturen gereinigt bzw. gewaschen werden. Ideal ist es, wenn alles danach noch in den Trockner gesteckt wird. Man kann für den
Behandlungszeitraum auch einfach alte Handtücher oder Decken verwenden, die anschließend direkt entsorgt werden können. Wenn mehrere Tiere in einem Haushalt leben, sollten entweder alle Tiere
mitbehandelt (empfehlenswert, da Giardien ja übertragbar sind), oder – speziell bei Katzen - die mit Giardiose befallenen Vierbeiner separiert werden. Hunde sollten zumindest ihre Schlaf- und
Liegeplätze nicht mit anderen Hunden tauschen und alle Vierbeiner sollten unbedingt aus getrennten Schüsseln fressen.
Falls Ihr Tierarzt empfiehlt, nach einer Giardienbehandlung einen Nachtest durchzuführen, so muss mit diesem bis zu 6 Wochen nach Abschluss der Behandlung gewartet werden, da auch “tote”
Giardien, die erst nach und nach ausgeschieden werden, bei normalen Tests (Schnelltest und Labortest) ein positives Resultat ergeben können.
Davor gibt es leider keinen wirklichen Schutz oder eine vorbeugende Maßnahme. Es gibt zwar einige „Hausmittel“, die vor Giardienbefall
schützen sollen (so z.B. Fütterung von Kokosöl), aber ein tatsächlich nachgewiesener Schutz ist dies nicht. Giardien können sich auch immer mal wieder einschleichen, sowohl bei Hunden (bei jedem
Gassigang!), bei Freigängerkatzen, bei neu zu einer Gruppe hinzugekommenen und mit Giardiose infizierten Tieren, usw...
Aufgrund der hohen Ansteckungsgefahr empfehlen wir bei Katzen, besonders wenn diese aus größeren Gruppen kommen, ein separates Zimmer (am besten das Badezimmer, da Sie hier alles leicht reinigen
und desinfizieren können) zur Verfügung zu stellen und die Tiere erst nach erfolgreicher Giardien- und weiterer Parasitenbehandlung zusammenzuführen.
Um eine eigene Ansteckung während der Behandlung der Tiere zu verhindern, achten Sie bitte auf eigenes hygienisches Vorgehen und desinfizieren Sie auch Ihre Hände regelmäßig. Weitere
Informationen dazu wird Ihnen Ihre Tierarztpraxis geben.
Quelle Tierhilfe verbindet e.V.
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