Qualzucht

Leider werden Hunde, wie viele andere Zuchttiere auch, nicht nach gesundheitlichen Aspekten oder positiven Wesenseigenschaften gezüchtet, sondern vielmehr steht leider bei vielen Züchtern die Schönheit und das Aussehen der Tiere im Vordergrund.

Kein Wunder, denn das sind die Kriterien, die bei den Zuchtshows bewertet werden und Pokale einbringen. Dadurch bleibt die Gesundheit der Nachkommen nicht nur auf der Strecke, viel schlimmer noch, es entstehen so genannte Qualzuchten.

 

Hierzu Auszüge der Informationen und Forderungen des bmt (Bund gegen Missbrauch der Tiere e.V.):

Wann spricht man von Qualzuchten?
Die Fakten:
Nach dem Tierschutzgesetz ist es verboten, Wirbeltiere zu züchten oder durch bio- oder gentechnische Maßnahmen zu verändern, wenn damit gerechnet werden muss, dass bei der Nachzucht, den bio- oder gentechnisch veränderten Tieren selbst oder deren Nachkommen erblich bedingt Körperteile oder Organe für den artgemäßen Gebrauch fehlen oder untauglich umgestaltet sind und hierdurch Schmerzen, Leiden oder Schäden auftreten. Ebenso ist es verboten, Wirbeltiere zu züchten, wenn damit gerechnet werden muss, dass bei Nachkommen mit Leiden verbundene erblich bedingte Verhaltensstörungen auftreten.

Qualzuchten bei Hunden
Kaum ein anderes Heimtier ist in den letzten 100 Jahren einer solchen züchterischen Bearbeitung unterworfen worden wie der Hund. Die Variationsbreite reicht von Zwergrassen wie dem Chihuahua mit einer maximalen Schulterhöhe von 23 cm und einem Gewicht von 1 bis 3 Kilogramm.

Nackthunde – ihres Haarkleides beraubt
Zu den auffälligsten Zuchtprodukten menschlichen Schönheitswahnes gehören die Nackthunde. Es gibt verschiedene haarlose Hunderassen (z.B. Chinesische haarlose Schopfhunde, Mexikanische Nackthunde, Peruanische haarlose Hunde) mit mehr oder weniger ausgeprägter Haarlosigkeit. Alle lebenden Nackthunde sind für dieses Merkmal mischerbig (heterozygot), so dass unter ihren Nachkommen immer auch behaarte Individuen auftreten, die die Anlage für die Haarlosigkeit nicht tragen. Reinerbige (homozygote) Merkmalsträger aus der Verpaarung Nackthund x Nackthund sind nicht lebensfähig und sterben kurz vor oder nach der Geburt.

Das BML-Gutachten empfiehlt ein Zuchtverbot für alle Defektgenträger. Das heißt: Es dürfen keine haarlosen Hunde mit anderen verpaart werden. Durch den Verlust des schützenden Fells ist ihre Fähigkeit zur Regulierung der Körperwärme (Thermoregulation) deutlich herabgesetzt. Gleichzeitig sind sie u.a. einer erhöhten Gefahr von Sonnenbrand und Verletzungen, Fliegenbefall, Räude und Allergien ausgesetzt. Darüber hinaus ist die Haarlosigkeit regelmäßig verbunden mit schweren Gebissanomalien, bei denen meist die Backenzähne, häufig auch Eckzähne und Schneidezähne fehlen. Eine normale Nahrungsaufnahme und Zerkleinerung ist somit nicht möglich. Außerdem gibt es Hinweise auf eine Störung des Immunsystems. Keinesfalls darf vergessen werden, dass das Haarkleid bei Hunden wie auch bei anderen Tieren als Kommunikationsorgan dient. Ein gesträubtes Fell signalisiert "komm mir nicht zu nahe". Nackthunden ist dieses Verständigungsmittel genommen. Die Zucht von Nackthunden muss generell als Verstoß gegen § 11b TschG angesehen werden.

Möpse & Co – Schnaufmaschinen mit Hechtgebiss


Als Schnaufmaschinen machen Pekinesen, Bulldoggen, Möpse und Boxer immer wieder auf sich aufmerksam. Bei diesen bedauernswerten Tieren wurde durch Zuchtauswahl der Ober- und Unterkiefer und das Nasenbein abnorm verkürzt. Wegen der oftmals damit verbundenen Missbildung des Gaumens und des Nasenknorpels leiden die Tiere unter Schluck- und Atembeschwerden. Auffällig ist auch der mangelhafte oder ausbleibende Zahnschluss, wobei die Zähne des Unterkiefers weit über die des Oberkiefers greifen. Wegen des auffälligen Aussehens nennt man diese Zahnstellung auch ausgeprägten Vorbiss bzw. Hechtgebiss".

Lebensbedrohlich wird diese gewollte Missbildung dann, wenn die Hündin nach der Geburt der Welpen nicht in der Lage ist, die Fruchthüllen aufzubeißen. Ohne Unterstützung des Menschen würden viele dieser Welpen bei der Geburt ersticken. Nicht selten leiden viele Hündinnen unter Schwergeburten aufgrund des großen, runden Kopfes der Welpen.

Halter und Züchter dieser Rassen müssen sich die Frage gefallen lassen, ob ein treuherziger Gesichtsausdruck, bedingt durch den runden Kopf und die großen Augen, die Leiden dieser Tiere rechtfertigen. Das Qualzuchtgutachten fordert ein Verbot für Tiere mit extremer Rundköpfigkeit, insbesondere ungleich ausgeprägter Verkürzung der Gesichtsknochen.

Übergroßen Rassen – Lahmheit vorprogrammiert
Bei der Zucht auf schwere und große Hunde blieb lange Zeit unberücksichtigt, dass viele Hunde unter schmerzhaften Missbildungen der Hüftgelenke zu leiden hatten. Diese sogenannte Hüftgelenksdysplasie (kurz HD) tritt bei fast allen großen und starken Hunden wie Schäferhund, Bernhardiner, Berner Sennenhund, Neufundländer, Rottweiler, Retriever oder Leonberger auf.

Bei der HD sind der Gelenkkopf des Oberschenkelknochens und die Gelenkpfanne der Hüfte unnatürlich abgeflacht und können deswegen nicht mehr optimal ineinander greifen. Besonders augenfällig ist diese Erkrankung beim deutschen Schäferhund, bei dem lange Zeit der Rassestandard eine stark nach hinten abfallende Rückenlinie mit gleichzeitiger starker Winkelung der Hinterextremitäten forderte. Es ist leicht nachvollziehbar, dass ein solcher Rassestandard zu Schmerzen und Leiden bei den Tieren führt. Bei manchen Tieren hilft dann nur noch eine aufwändige Operation, um sie von den Schmerzen zu befreien. Einige Zuchtverbände versuchen inzwischen, durch sorgfältige Auswahl die Anzahl der HD-positiven Tiere zu senken. Nach dem Qualzuchtgutachten dürften Hunde mit HD nicht zur Zucht eingesetzt werden.

Zwergenwuchs – so klein, dass sie in die Handtasche passen
Klein- und Kleinsthunde fanden als Wohnungshunde in den letzten Jahrzehnten zahlreiche Liebhaber. Den Zwergenwuchs erreichte man, indem man kleine Hunde immer weiter mit kleinen Tieren verpaarte. Im Lauf der Zeit schwand die Körpergröße des Wolfes immer weiter, bis man seine qualvoll gezüchteten Erben buchstäblich in die Tasche stecken konnte. Solche Kleinsthunde leiden oft unter einer Missbildung des Schädels. Meist ist das Schädeldach nicht geschlossen, so dass das Gehirn nur unvollständig geschützt ist. Bereits der Sturz von einem Tisch kann für solche Hunde tödliche Folgen haben.

Eine weitere Variante des Zwergenwuchses entsteht durch eine unnatürliche Verkürzung der Beine. Bekanntester Vertreter ist der Dackel oder Teckel. Hier machten sich die Züchter eine erblich bedingte Erkrankung des Knorpelgewebes zu eigen, die sogenannte Chondrodystrophie. Bei diesen Tieren kommt es während der Ausbildung des Skeletts zu Missbildungen der Vorder- und Hinterbeine, indem die Knochen zwischen den Gelenken frühzeitig zu wachsen aufhören. Durch diese Missbildungen greifen Gelenkkopf und Gelenkpfanne nicht richtig ineinander, was zu chronischen schmerzhaften Gelenkentzündungen führt.

Das gestörte Knorpelwachstum macht sich auch bei den Bandscheiben bemerkbar - sie verkalken sehr früh, wodurch jede Bewegung für die Tiere zur Qual werden kann. Das Erkrankungsbild ist als Dackellähme bekannt. Zu den chondodystrophen Rassen gehören Dackel, Pekinesen, Beagle, Zwergpudel und Cockerspaniel.

Schau mir in die – chronisch entzündeten – Augen
Ein im wahrsten Sinn des Wortes traurige Erscheinung sind Hunde mit hängenden Augenliedern. Besonders bei Bernhardinern, Spanieln und Bluthunden ist die Disposition augenfällig. Die Entzündung der Augenlider wird durch eine chronische Bindehautentzündung hervorgerufen. Wie schmerzhaft dies ist, weiß jeder, der schon einmal an einer Bindehautentzündung litt. Es ist mehr als grotesk, diese Erkrankung als Rassestandard einzufordern!

Neben den Hunden mit hängenden Augenliedern gibt es auch solche, bei denen der Augenliedrad nach innen gerollt ist. Dadurch das ständige Scheuern des Liedes an der Hornhaut kommt es zu Reizungen bis hin zu Erblindung. Bullterrrier, Chow-Chow, Pudel, Rottweiler und Shar Pei sind in der Regel von solchen Augenveränderungen betroffen. Die Zucht mit Hunden, bei denen diese Erkrankungen auftreten, ist nach dem Sachverständigengutachten verboten.

Tierfreunde lehnen qualgezüchtete Tiere konsequent ab!
Mit dem § 11 b des Tierschutzgesetztes und dem Qualzuchtgutachten sind die Grundlagen für behördliche Maßnahmen gelegt. Es kommt nunmehr auf das couragierte Vorgehen der Amtstierärzte an, ob Qualzuchten weiter geduldet werden oder rechtlich gegen diese Zuchten vorgegangen wird. Doch die Kritik richtet sich nicht nur an die Züchter. Auch die "Abnehmer" qualgezüchteter Tiere machen sich mitschuldig.

Tierfreunde sollten sich vor der Anschaffung eines Tieres erkundigen, ob der gewünschte Rassehund oder die Rassekatze zu den Qualzuchten gehört. In vielen Fällen erwirbt man ein kränkelndes, vorgeschädigtes Tier, das zum Stammpatient beim Tierarzt werden kann. Mit dem Kauf eines solchen Tieres tut man dem Tier, aber auch sich selber keinen Gefallen. In unseren Tierheimen warten viele großartige Hunde und Katzen auf einen neuen Besitzer.

Auszüge und Quelle:
Qualzucht bei Heimtieren
rechtlicher Sachstand und Forderungen des bmt